Ein Tag mit dem Kona EV Premium 64 kWh

oder: mit so einem großen Akku ist dann doch irgendwie die Spannung raus…

Während der Ioniq zur Inspektion war hatten wir die Gelegenheit einen Tag mit dem neuen Kona zu verbringen. Der Vorführwagen des Autohauses war „einmal mit allem“ (ok, kein Schiebedach…): Premium-Ausstattung und der große 64 kWh Akku.

Über den Wagen wurde ja schon viel auf Blogs und in den üblichen Foren geschrieben oder auf Youtube gezeigt, daher verzichte ich mal darauf den Wagen im Detail vorzustellen sondern konzentriere mich auf die Punkte die uns aufgefallen sind – insbesondere im Vergleich zum Ioniq.

Die Aussenansicht überzeugte uns nicht wirklich, insbesondere das Heck mit den tiefen Blinkern sieht nicht schön aus. Das ist aber, zugegeben, sehr subjektiv. Dazu kommt: wir sind jetzt nicht die SUV Fans. Der Kofferraum ist dann auch direkt der erste Showstopper: zu klein. Das man ihn durch das Entfernen diverser Doppelböden vergrößern kann hilft nur bedingt, da die Grundfläche nicht größer wird. Im Gegenteil, sie wird eher kleiner, da man keine ebene Ladefläche mehr hat. Hier ist der Ioniq klar im Vorteil. Ein labbriges Kofferraumrollo haben sie aber beide.

Über die Position der Ladeklappe kann man streiten – es gibt für jede denkbare Stelle, von „auf dem Dach“ vielleicht abgesehen, gute und stichhaltige Pro- und Kontra-Argumente. Das Problem beim Nasenlader sehe ich beispielsweise darin das die Front beim schlechten Wetter deutlich siffiger ist als eine seitliche Ladeklappe. Für das Laden an den üblichen Schnellladern ist ein Nasenlader von Vorteil, für andere Ladesäulen nicht immer. Auch auf unserem Parkplatz wäre es eher ein Nachteil. Richtig schlecht fand ich aber, dass die Abdeckung sehr wackelig ist – das wirkt nicht sehr vertrauenserweckend.

Im Wagen selber fühlt man sich, nach jetzt 15.000 km im Ioniq, direkt heimisch. Die Umstellung von VW/Audi auf den Ioniq war definitiv schwieriger. Das Lenkrad ist wie gehabt, das Kombiinstrument und das Entertainment-System etwas aufgefrischt. Das Entertainment-/Navidisplay steht uns jedoch zu gerade, das könnte etwas weiter zurück oder zumindest etwas zum Fahrer geneigt angebracht werden. Auch der fette schwarze Rahmen zwischen dem Displaygehäuse und der nutzbaren Displayfläche wirkt falsch, als ob es noch ein größeres Navi gibt und man wie beim i3 ohne „Professional“-Navi permanent dran erinnert wird „Junge, es hätte auch noch ein schickes Navi gegeben was nicht so verloren wirkt!“

Die Mittelkonsole ist dann der zweite Showstopper. Es ist alles sehr eng. Ich habe kaum genug Platz für die Beine, die untere Ablage ist nicht nutzbar, und die Mittelkonsole drückt einem quasi den Sparzwang ins Gesicht: billiges Plastik. Und man fasst es ständig an wenn man die Mittelarmlehne nutzt. Wo der Ioniq noch eine kleine Kunstleder-Ablage für die Hand hat gibt es hier direkt Plastik, wie auch im gesamten Innenraum deutlich mehr Hartplastik verbaut ist. Auch die Schalter wirken billig, die Klimaanlage hat immer noch nur eine Zone, und es gibt jetzt zwar auch eine elektrische Verstellung für den Beifahrersitz, dafür ist die Memory-Funktion entfallen. Auch die Spiegelabsenkung ist entfallen.

Wie man hier deutlich sieht: mit mir auf dem Fahrersitz wird der Wagen zum 2 oder 3 Sitzer. Hinter mir geht nichts mehr. Was hingegen positiv ist: die vorderen Sitze sind deutlich bequemer und mit mehr Seitenhalt als beim Ioniq. Auch liegt der Wagen durch den zwischen den Achsen verbauten Akku besser auf der Straße. Dafür ist der Wagen mit der Motorleistung definitiv deutlich überfordert. Was nutzen 204 PS, wenn man selbst bei 60 oder 70 km/h die Reifen durch beherztes betätigen des Strompedals die Reifen zum durchdrehen bringt?

Hier ein Beispiel für die aufgefrischen und deutlich verbesserten Anzeigen (und auch für den oben beschriebenen schwarzen Rand um die nutzbare Displayfläche). Die Menüführung ist etwas logischer, und man kann jetzt auch eine obere Ladegrenze eingeben. Beispielsweise 75% für DC Schnelllader, dann wird auch die geschätzte Ladezeit und resultierende Reichweite angepasst.

Auch die Anzeigen zum Energieverbrauch sind netter geworden, wobei ich nicht genau weiss was mit „Energierückgewinnung“ gemeint ist. Rekuperation offenbar nicht, die haben wir ausgiebig genutzt.

Definitiv ein Traum: der Akku. Mit 78% Rest noch über 300 km Reichweite, und das bei einer nicht sonderlich sparsamen Probefahrt mit vielen kurzen Strecken und entsprechend hohem Heizungsanteil. Wie Dagmar sagte: „Das ist ja wieder wie im Verbrenner wenn da so viel Reichweite steht!“. Das nächste Auto wird also definitiv einen Akku mindestens in dieser Größenordnung haben, auch weil damit mein Arbeitsweg deutlich entspannter wird.

Was sich aber auch zeigt: ein großer Akku ist nicht alles. Hyundai sortiert den Wagen, trotz des deutlich höheren Preises, unterhalb des Ioniqs ein. Das zeigt sich an der Ausstattung, den Materialien, der Fahrzeuggröße deutlich. Natürlich steckt ein großer Teil der fast 8.000 EUR Preisdifferenz im Akku, keine Frage.

Wichtige Themen hat Hyundai jedoch nicht geändert. Es gibt immer noch kein mehrphasiges Ladegerät, was gerade mit dem großem Akku sehr sinnvoll wäre, es gibt weiterhin keine App-Anbindung, und der Wagen merkt sich einige Einstellungen wie z.B. „Autohold“ immer noch nicht.

Unterm Strich reicht der große Akku nicht um uns zum Umstieg zu motivieren, wir bleiben erstmal beim Ioniq und schauen was die Zukunft so bringt.

3 Gedanken zu „Ein Tag mit dem Kona EV Premium 64 kWh

  1. Markus Antworten

    Kann ich alles so bestätigen. Was mir auch aufgefallen ist, dass der Kona beim stärkeren Beschleunigen ein deutliches Fahrgeräusch macht. Keine Ahnung, ob das der Motor ist oder ein anderes Stück Elektronik. Es ist jedenfalls ein deutliches Surren zu hören.

    Für uns käme die Karosserieform eh nicht in Frage, da viel zu klein. Der Ioniq hat auf den Rücksitzen wunderbar viel Platz und der Kofferraum im Kona geht gar nicht.

    Das Infotainment fand ich eine klare Verbesserung. Ich habe ja noch geringe Hoffnung, dass mit dem Facelift Ioniq da auch ein Update für den alten Ioniq kommen wird. Der Verkäufer bei Hillebrand hat mir da zumindest etwas Hoffnung gemacht, weil er sagte, beim Tucson wär das auch so gewesen. Da haben mit dem Facelift auch die alten Modelle ein Update auf eine ganz neue Navi-Software bekommen.

    Ansonsten teile ich Deine Meinung. Innenraum wirkt etwas billiger. Da könnte ich vermutlich mit leben. Motor meiner Meinung nach völlig überdimensioniert für den Frontantrieb und das kleine Auto, macht aber schon nochmal etwas mehr Spaß als der Ioniq. Allerdings fand ich im Comfort-Modus das Ansprechverhalten vom Gaspedal etwas träge, als wenn sie versucht haben, einen Verbrenner nachzuahmen. Im Sportmodus war das viel besser, da ist aber der Kona ähnlich nervös wie der Ioniq und man muss sich erst mal kurz dran gewöhnen.

  2. Volker Antworten

    Was mich noch sehr gestört hat bei der Kona-Probefahrt: Keine Sprachbedienung des eingebauten Infotainment-Systems. Der Druck auf die Sprachbedienungstaste am Lenkrad für nur zur Aufforderung, ein Handy per Carplay oder Android Auto zu verbinden – alles andere wurde vor ca. 2 Jahren „wegoptimiert“, es gibt in den Foren diverse Leute, denen Hyundai Deutschland das so bestätigt hat.

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