oder: jetzt erklär ich es zum letzten mal!
Nein, im Ernst. In der Diskussion um Elektroautos rutscht es mir immer mal wieder raus das Elektromobilität super ist, das wir mit dem e-Golf sehr zufrieden sind (CarNet mal aussen vor…) aber es das für mich passende Fahrzeug heute (Anfang 2018) noch nicht gibt. Leider.
In den Foren dieser Welt entfacht sich dann gerne die wieder und wieder gleiche Diskussion, und da das Thema heute wieder aufkam dachte ich: jetzt scheibste es noch einmal auf, dann kannste immer drauf verweisen.
Also. Die Ausgangslage. Ich habe einen Job der mir Spaß macht, in einem Umfeld in dem ich produktiv sein kann. Die Kollegen sind gut, passt also. Der Haken: die Firma ist recht weit weg, ich habe die Wahl zwischen schnellster Strecke (2*100km Autobahn), der kürzesten Strecke (2*75km Landstraße, aber dauert indiskutabel lang), oder dem Mittelweg (ca. 40km Landstraße und 45km Autobahn pro Strecke). Aktuell fahre ich die Strecke mit einem 150PS A3 TDI. Lademöglichkeit beim Arbeitgeber auf absehbare Zeit Fehlanzeige.
Die meisten sehen jetzt zwei Elefanten im Raum, die ich jetzt direkt mal entsorge:
Du musst umziehen, näher zur Arbeit!
Wenn es mal so einfach wäre. Wer jeden Tag 200km im Auto verbringt um zur Arbeit und zurück zu kommen macht das in der Regel nicht aus Spaß, sondern weil es handfeste Gründe gibt die gegen einen Umzug sprechen. Im konrekten Fall sprechen familiäre Gründe gegen einen Umzug, es würde vorne und hinten keinen Sinn machen. Tip an die Forenkollegen: Jeder in dieser Situation hat da mit Sicherheit schon Pro und Contra gegeneinander abgewogen und sich bewusst gegen einen Umzug entschieden.
Such dir einen Job der näher an deinem Wohnort ist!
Auch das ist leichter gesagt als getan. Ich habe mich ziemlich spezialisiert. Zwar habe ich mein breites Wissen über die IT nie aufgegeben, und verwende viel Energie darauf auch in Themen auf dem laufenden zu bleiben die nicht mein Kerngebiet sind, und lege da großen Wert drauf um nicht in einer Sackgasse zu landen aus der ich nicht mehr rauskomme. Die IT besteht aus Wandel. Aktuell habe ich mich aber auch auf ein Thema seit über 10 Jahren eingeschossen und habe extrem viel Wissen aufgebaut, und bin in einer Spezialistenrolle gelandet in der es nicht allzu viele Jobs gibt. Im Grunde bleiben nur Firmen mit mehreren tausend Mitarbeiten, für die es entsprechende Stellen intern gibt, oder als Consultant für einen Dienstleister zu arbeiten. Letzteres habe ich kürzlich probiert, und es war definitiv nichts für mich. In den Metropolen des Landes wären passende Jobs kein Thema, aber hier auf dem flachen Land ist es schwierig. Umzug? Siehe oben.
So. Nachdem die beiden Argumente dann hoffentlich aus der Welt sind gehts jetzt an das Thema Elektroauto für mich.
Die Anforderungen:
- Autobahntaugliches Fahrzeug. Also gute Sicherheitssysteme, genug Leistung um bequem 120-130km/h fahren zu können, Reserven zum Überholen.
- Kein Mietakku.
- Reichweite im Worst Case, also Winter, Schnee, Eis, Minusgrade sollten 300km mit einer Akkufüllung sein. So hab ich Reserven sowohl für Umwege (Stau, Unfall, Baustelle, you name it), als auch für die Akkudegration über die Jahre.
- ACC (also radargesteuerter Abstandstempomat) sowie gutes Licht (Maßstab wäre hier der Golf mit Dynamic Light Assist) sind Pflicht.
- 3 Phasen AC Lader mit 11kW oder mehr. Ich rechne mit einem Verbrauch von Worst Case 20kWh/100km. Zwischen „letzte Abendaktivitäten“ und „Abfahrt morgens“ liegen 8-9 Stunden. 9 Stunden für 40kWH ergibt grob 4,5kW effektive Ladeleistung dazu kommen die Ladeverluste.
- CCS für unterwegs. Chademo sehe ich skeptisch, ich bin mir noch nicht schlüssig ob es ein Showstopper wäre. Tesla Supercharger wäre evtl. eine Alternative.
- auf der Nice to Have Liste wären dann noch CarPlay, gutes Onboard Navi mit Echtzeit-Verkersinfos, DAB und Freisprecheinrichtung. Das sollte aber kein Thema sein.
So, und dann schauen wir uns jetzt den Markt an.
Renaut Zoe – Sorry, fällt beim ersten Punkt schon raus. Wenn man sich das Thema Autobahntauglich noch schön redet: kein ACC, kein gutes Licht. Dazu in der Variante mit großem Akku kein brauchbarer Schnellader, und CCS gibts gar nicht. Und generell zu teuer in der Anschaffung im Vergleich zu anderen Fahrzeugen.
Opel Ampera-e – Jetzt wo er zu kaufen ist wurde er direkt zu teuer. Und kein ACC. Und CCS Lader der sehr schell sehr langsam wird. Kein Navi, kein ACC, und auch nur ein einphasiger Lader mit dem ich den Akku daheim nicht wieder voll bekomme.
Hyundai Ioniq – gebt dem Wagen nen 40-50kWh Akku und nen 11kW AC Lader und der Wagen wäre ein Treffer. In der aktuellen Variante ist der Akku ne Spur zu klein und der einphasige Lader ist zu schwach. Leider.
VW e-Golf – Erfüllt alles (ok der Lader hat nur 7.2kW aber das würde so gerade reichen), bis auf die Akkukapazität. Und ich befürchte da wirds kein Update mehr geben.
Nissan Leaf (2018) – Akku vermutlich zu klein, da müsste man die Verbrauchswerte abwarten wenn die ersten Exemplare auf der Straße sind. Aber auch hier das Problem mit dem AC Lader, und CHAdeMO.
BMW i3 94Ah – Akku auch hier zu klein. Vielleicht gibts noch ein Update, dann muss man mal schauen. Allerdings kommt der Wagen in die Jahre, was sich an den Assistenzsystemen zeigt. Gerade das ACC ist nicht Radarbasiert sondern arbeitet mit Kameras, und steigt bei schlechtem Wetter entsprechend schnell aus.
Tesla Model S/X – erfüllen auf dem Papier erstmal alles wesentliche, aber sind preislich weit aus dem Budget raus. Auch gebraucht. Und die Stories über Qualitätsprobleme schrecken mich ab, insbesondere wo das nächste Servicecenter arg weit weg ist.
Hab ich was übersehen? Ich denke nicht. Vorschläge zu aktuell kaufbaren und rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen gerne in die Kommentare.
Und der Blick in die Zukunft? Vom Leaf soll eine „E plus“ Variante kommen, 60kWh Akku, 11kW Lader. Das wäre dann in der Tat ein guter Kandidat, aber hätte weiterhin den Pferdefuß CHAdeMO. Von einem 40kWh Akku im Ioniq spricht die Glaskugel schon länger, mal schauen was da kommt. Das gleiche gilt für einen i3 mit Akku-Update. Das Tesla Model 3 lässt noch auf sich warten, und hier will ich auf jedenfall erstmal Erfahrungsberichte und die Preise der EU-Modelle abwarten. Hyundai bringt noch den Kona, mal schauen was das wird. Aber die SUV Bauform und die damit einhergehenden Nachteile beim Autobahnverbrauch schrecken ab.
Bleiben noch die I.D. Modelle von Volkswagen. Die werden auch noch etwa 2 Jahre brauchen, und wenn ich mir sowas kaufe werde ich wieder als Fanboy beschimpft 🙂
Update: Es ist jetzt spontan doch ein Ioniq geworden. Die Erklärung dazu gibt es im zweiten Teil der FAQ!