Leben am Limit!

oder: ach da schau her, so sieht also die Schildkröte aus!

Letzten Sonntag waren wir in Essen beim dortigen „e-Auto Freunde Rhein-Ruhr Stammtischtreffen„. Wir haben mit den dort anwesenden Elektromobilisten einen schönen Nachmittag verbracht, und fühlten uns auch gleich von allen herzlich aufgenommen – danke dafür!

Da wir mit relativ leerem Akku ankamen sicherten wir uns direkt einen der beiden Plätze an der Ladesäule. Zum Glück waren wir früh da, einer sicheren Heimfahrt sollte nichts im Wege stehen. Wie es aber so kommt gab es später am Nachmittag Kollegen die auch dringend Strom brauchten, also haben wir natürlich Platz gemacht. Unser Wagen war zwar nicht ganz voll, aber was solls. 217km Reichweite laut Anzeige, 170km Strecke für den Heimweg, und auf der Hälfte gibt es ja auch noch den Rastplatz Soester Börde.

Wir machten uns dann gegen Abend auf den Heimweg. Zunächst sah auch alles gut aus, aber Kunststück. Auf dem Ruhrschnellweg gilt ja quasi überall das eine oder andere Tempolimit, die Reichweite pendelte sich auf Reststrecke+30km ein.

Die Temperaturen gingen in den Keller, es war spät, wir wollten heim, und haben dann mutig wie wir sind den Ladehalt auf halber Strecke ignoriert. Es ging bergauf, die Temperatur sank weiter, und die Reichweite kam langsam aber sicher an den Punkt „Reststrecke+5km“. Wir haben uns dann mal hinter einen Reisebus gehängt, schön gleichmäßig bei etwa 100km/h.

Bei 50km Restreichweite ging der Wagen dann von dem Normal- in den Eco-Modus, das kennt man ja schon aus dem Alltag. Da wir aber dachten „das reicht locker“ ging es wieder in den Normal-Modus, wer will denn auch schon frieren!

Es ging allerdings noch weiter bergauf, und das Navi gab Alarm: Ziel nicht mehr in der sicheren Reichweite. Gut, immer noch keine echte Reichweitenangst bei uns. Das Navi würde uns sicher bei der Autobahnabfahrt Warburg rauslotsen, wenn man 2 Abfahrten früher rausfährt braucht man etwas länger aber spart locker 5 Kilometer.

Pustekuchen! Das Navi hatte schon die Abkürzung eingeplant, und da wurd uns doch etwas mulmig. Immerhin ging es etwas bergab, so das wir mit Rekuperation wieder auf eine Restreichweite von Reststrecke+10km kamen.

Trotzdem sank die Akkuanzeige rapide, und dann haben wir das ganze Programm mitgemacht: Der Wagen schaltete zwangsweise in den Eco+ Modus, wo es keine Heizung mehr gibt und die Höchstgeschwindigkeit deutlich eingeschränkt wird. Wir standen jetzt vor der Wahl: auf der Autobahn geradeaus fahren, mehr Strecke aber mit der Hoffnung bei Diemelstadt nochmal kurz an den Schnelllader zu springen, oder „Augen zu und durch“, direkt nach Hause an die rettende Wallbox.

Wir haben uns für letzteres entschieden. Die Akkuanzeige sank weiter, die Motorleistung wurde mehr und mehr eingeschränkt, und ihr glaubt nicht wie schnell es im Auto kalt wird ohne die Heizung. Und auf einmal war sie dann da, die Schildkröte:

Als wir daheim ankamen war die Akkuanzeige quasi auf 0, die Motorleistung bei brachialen 25% des Maximalwertes, und die Schildkröte strahlte uns in warnendem Orange an.

Wäre unser Ziel nicht die heimische Wallbox gewesen, sondern irgendwas in der Fremde, am besten noch ein einsamer Schnelllader in der Mitte vom Nirgendwo, dann hätten wir uns eine Alternative gesucht und es nicht so auf die Spitze getrieben.

Aber so war es eine spannende Erfahrung. Jeder Elektroauto-Fahrer sollte das mal machen – den Wagen so weit es geht leer fahren, um zu sehen wie das Auto dann reagiert. Wann kommt welche Warnung, wann wird welche Komfortfunktion abgeschaltet, und wann geht vielleicht gar nichts mehr.

Wenn es dann mal den Ernstfall gibt hat man dann eine Idee was wann passiert, und wie man damit umgeht.

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