Probefahrt Hyundai Ioniq

Andere Hersteller haben auch schöne Autos…

Auch wenn wir in den letzten 20 Jahren nur Fahrzeuge aus dem VAG Konzern gefahren haben ist das Thema Elektromobilität die Gelegenheit mal über den Tellerrand zu schauen. Ok, wenn man ehrlich ist: sogar der Zwang. So viele Elektroautos gibt es im VAG Konzern aktuell nicht (es sind genau 2 Modelle, wenn man die Hybriden ausblendet), und daher haben wir uns mal den gesamten Markt angeschaut.

Eine angedachte Probefahrt mit einer Renault Zoe hat bis heute nicht stattfinden können, aber erfreulicher Weise ist der Paderborner Hyundai Händler nicht nur Elektro-Zertifiziert, nein, er hat auch einen Ioniq Electric als Vorführwagen da. Der Termin zur Probefahrt war schnell gefunden, auch wenn der Wagen heiß begehrt ist. Allein an dem Samstag, an dem wir unseren Termin hatten, gab es zwei weitere Probefahrten. Der Händler hatte da durchaus Sorge um den Akku und die möglichen Ladezeiten.

Auf dem Weg in Richtung Autohaus kam uns dann auch direkt ein Ioniq Electric mit roten Nummernschildern entgegen – wie sich später rausgestellt hat war es auch genau der Vorführwagen. Wir waren allerdings sehr früh dran und haben uns noch ein leckeres Frühstück in Paderborn gegönnt. Beim Autohaus angekommen waren wir allerdings immer noch zu früh, aber die freundliche Verkäuferin drückte uns die Schlüssel vom Ioniq Hybrid in die Hand. Mit dem Wagen konnten wir dann eine kleine Tour machen und so die erste Meinung zum Ioniq an sich bilden.

Das elektrische „vom Hof rollen“ war sicherlich schon ein „aha“-Moment, aber der Benzinmotor sprang dann auf der Straße recht schnell an. Alles dann unterm Strich eher unspannend – Hybrid ist irgendwie dann nicht Fisch und nicht Fleisch. Aber es ist ja alles zu was gut, so wurde unser Wunsch nach einem reinen Elektroauto bekräftigt.

Wieder beim Autohaus angekommen fuhr auch direkt der Elektro-Vorführwagen auf den Hof, und wir hatten die Gelegenheit kurz mit dem „Vorbesitzer“ zu sprechen. Leider grätschte die Verkäuferin direkt dazwischen und schickte uns auf die Reise. Vorher wurde noch um die Länge der Probefahrt gefeilscht, oder besser gesagt: um die zu fahrenden Kilometer. Wir wurden gebeten doch möglichst wenig zu fahren, damit nicht so viele Kilometer auf den neuen Wagen kommen. Irgendwie etwas befremdlich, aber gut – besser als nichts.

Für die Probefahrt hatten wir etwas mehr als eine Stunde Zeit, der Akku war noch etwa halb voll. Vom Autohaus sind wir erst in Richtung Autobahn gefahren, auf der A33 dann an Paderborn vorbei, und über Landstraße zurück zum Autohaus. Dazwischen dann zweimal Halt an einem Parkplatz, um einen Fahrerwechsel zu machen und den Wagen mehr oder weniger „in Ruhe“ von allen Seiten anschauen zu können.

Unsere Eindrücke von der Probefahrt:

  • Elektro isses. So schön leise. Drehmoment aus dem Nichts. Das Wissen, dass nicht Tonnen von Schadstoffen hinten rausgeworfen werden um sich nach vorn zu bewegen. Ja, das wollen wir haben.
  • Fahrspass ist beim Ioniq da, auch wenn ich mir etwas mehr Wumms versprochen hätte. Vielleicht täuscht es aber auch, da die gewohnten Motorgeräusche fehlen.
  • Im Sportmodus geht er gut, insbesondere der Antritt führt zu Kopfnicken. Das liegt aber zum Großteil an der extrem veränderten Kennlinie des Gaspedals, was zu einem sehr nervösem Ansprechverhalten führt.
  • Die Verarbeitung und Haptik des Wagens im Innenraum wirkt „gut ausreichend“, auch mit einem eher anspruchsvollen VW/Audi Background. Deutlich von Audi und etwas von VW entfernt, aber völlig ok.
  • Die Materialen sind allerdings teilweise eher so „meh“, je weiter man vom Sichtfeld des Fahrers weggeht. Die Schalter in den Türen wirken fast schon 80er Jahre mässig.
  • Bedienung ist weniger durchdacht als bei VW/Audi (Tasten-/Funktionen sind wild verteilt).
  • Alles macht irgendwie pling und plong.
  • Schade das es nur eine Ein-Zonen-Klimaanlage verbaut ist.
  • Die Autohold-Funktion kann man nicht permanent einschalten, sondern muss das bei jedem Start erneut machen.
  • Die Rückfahrkamera aktiviert sich erfreulich schnell, aber hat aber eine Auflösung wie Youtube über Edge. Passt nicht zum großen Display.
  • Zum Glück hat der Electric nicht die Fuß-Feststellbremse des Hybrids.
  • Der Spoiler, der die Heckscheibe teilt, stört weit weniger als gedacht.
  • Schade das man die Aussenspiegel nicht gleichzeitig einstellen kann.
  • Die Armlehnen in den Tueren und zwischen den Sitzen (in der Modellvariante Style) gehen gar nicht. Unangenehmes Plastik, kein Stoff oder Kunstleder.
  • Das Display welches den Tacho darstellt ist schick.
  • Ablendlicht ist mit LEDs realisiert, das Fernlicht leider nur mit Halogen-Scheinwerfern.
  • Generell ist die Innenraumbeleuchtung sowie Teile der rückwärtigen Lichtanlage nur mit normalen Glühlampen und nicht mit LEDs bestückt. Wirkt irgendwie „inkonsequent“.
  • Leider gibt es trotz aller Kameras und Assistenzsysteme keine Verkehrszeichenerkennung.

Was wir nicht testen konnten:

  • Nachtfahrt. Wie ist das Abblend- und Fernlicht, wie grell sind Tacho und das Navi-Display?
  • Unsere Hausstrecken, da die Zeit doch sehr knapp bemessen war.

Lasst euch von der vielleicht etwas negativ wirkenden Liste der Eindrücke nicht täuschen, mein Bauchgefühl sagt mir: Der Wagen ist sein Geld wert, und hätte er eine 40-50 kWh Batterie mit der er meinen Arbeitsweg sicher bei Wind und Wetter packt, würde ich das Experiment eingehen. So würde es aber eher der Zweitwagen werden, und da kann und werde ich nicht alleine entscheiden.

Den Wagen gibt es in 3 Ausstattungsvarianten: Trend, Style und Premium. Trend kann man direkt rausstreichen, hier fehlen wichtige Ausstattungsmerkmale wie die Wärmepumpe, und vieles an Assistenzsystemen. Style hat im Grunde alles was man braucht und ist die goldene Mitte. Wir würden den Premium nehmen, um auch die Einparkhilfe vorn, Totwinkel-Assistent und die Lederausstattung zu bekommen.

Wer mehr zum Ioniq wissen will sollte sich den Youtube-Kanal von Jürgen Sangl anschauen, DEM Hyundai Elektro-Händler überhaupt. Er zeigt in mehreren Videos alles was man zu dem Auto wissen muss, danach braucht man keine Bedienungsanleitung mehr. Unsere eigenen Erfahrungen und die sich aus der Probefahrt ergebenen Fragen habe ich in einem Thread im Goingelectric-Forum beschrieben, das könnte auch noch einen Blick wert sein.

Der größte Show-Stopper für den Ioniq Electric ist allerdings die Lieferzeit – Stand heute (Ende Mai/Anfang Juni 2017) muss man mindestens 8-9 Monate auf ein bestelltes Fahrzeug warten.

Lustig war bei der ganzen Probefahrt-Aktion noch die Erkenntnis wie klein doch die Welt ist. Den Kollegen der vor uns die Probefahrt gemacht hat haben wir im Goingelectric-Forum wiedergefunden. Er hat den Wagen mittlerweile bestellt, ich bin gespannt was er von den ersten Fahrten berichtet.

2 Gedanken zu „Probefahrt Hyundai Ioniq

  1. Markus Antworten

    Hallo Daniel,

    ein nettes Blog habt ihr da ja eingerichtet. Kommt noch ein Bericht über die Probefahrt mit dem eGolf?

    Ich bin mal gespannt, wer eher elektrisch fährt. Liefertermin scheint für unsere beiden ja „September“ zu sein. Ich hoffe, bei meinem Ioniq verschiebt sich nicht noch was.

    • Daniel Autor des BeitragsAntworten

      Danke fürs Lob 🙂 Ja, die Berichte zum e-Golf werden heute bzw. morgen Abend kommen, die Postings sind in Vorbereitung. Danach werde ich noch ein paar Artikel zur Kaufentscheidung, den Überlegungen Kauf vs. Leasing, und der häuslichen Ladeinfrastruktur schreiben. Falls du deinen Wagen eher bekommst als wir kannst du ja mal zum „Probeladen“ der zukünftigen Wallbox vorbei kommen…

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