Blast from the Past!

oder: wovon schreibt er denn jetzt bitte?

Keine Angst, der Hauptfokus des Blogs bleibt die Elektromobilität, aber die Erfahrungen beim Bau eines Retro-PCs müssen einfach irgendwo hin, und es hat ja auch irgendwie mit Strom zu tun. Wer also mit Computern nix anfangen kann: einfach den Beitrag (und ggf. vereinzelte folgende zum gleichen Thema) ignorieren, ich mache dafür auch mal ne eigene Kategorie auf.

Aber was soll der ganze Bumms, worum gehts überhaupt?

Nun, es war so gewesen…

Eines schönen Tages, vor zwei oder drei Monaten, tauchte ein alter Bekannter aus der grauen Vorzeit unerwartet und ohne Vorwarnung im Signal auf, und wir haben angefangen uns zu unterhalten. Die gute alte Zeit, wir waren so von Mitte der 90er bis Anfang der 2000er gemeinsam in der Demo-Scene unterwegs. Eine sehr spannende Zeit, da hängen viele schöne Erinnerungen dran. Unsere Produkte aus der Zeit, Demos, Spiele oder sonstige Programme, laufen auf heutiger Hardware gar nicht, und in Emulatoren wie Dosbox auch eher schlecht als recht. Wir waren damals schon sehr Hardware-nah unterwegs, man musste ja jeden Trick nutzen um das letzte bisschen Leistung aus den damaligen Rechnern zu quetschen. Mit den 20, 30 oder wahnwitzig schnellen 66 oder gar 100 MHz, die damals als High-End galten, bekommt man heute nicht mal mehr das BIOS eines PCs geladen.

Toni hatte sich aber schon mit dem Thema Retro-PC eingehend beschäftigt, und mich dann sehr schnell infiziert. Ein Rechner, modern genug um mit einem aktuellen Netzteil in einem aktuellen Gehäuse betrieben zu werden, aber alt genug um so stark eingebremst zu werden das unsere guten alten Demos laufen? Da war ich sofort überzeugt, da gab es dann kein zurück mehr. Der Youtube-Kanal von Phil tat sein übriges dazu, und ich bin sehr sehr tief in das Kaninchenloch gefallen.

Es ist schon erstaunlich wieviel Wissen man aber noch über MS-DOS, die damalige Hardware oder auch Software im Hinterkopf hat, das nur darauf wartet wieder nach vorn zu kommen. Das erste booten des fertigen Rechners mit DOS, die ersten Töne aus den Soundkarten und dann das erste komplett laufende Demo, das war dann schon ein Träumchen.

Aber ich eile voraus, alles zurück auf Start.

Die Kernidee war also einen Computer zu bauen, der die alte MS-DOS und vielleicht die frühe Windows-Zeit wieder aufleben lässt. Echte Hardware aus der Zeit deckt jedoch immer nur ein kleines Zeitfenster ab, die Technologiesprünge waren damals weitaus größer als heutzutage, wo man im Grunde mit einem 7 oder 8 Jahre altem PC kaum schlechter unterwegs ist als mit einem neuen Modell. Dazu kommt das Hardware aus der Generation der 386er oder 486er sehr selten geworden ist, entsprechend hoch sind die Preise die dafür aufgerufen werden. Dazu kommt das Mainboardformat, was kaum in aktuelle Gehäuse passt, und mit heutigen ATX Netzteilen braucht man auch nicht ankommen. Die alten Netzteile (und auch die damals oft fest verlöteten Batterien auf den Mainboards) sind aber auch durch, die will man nicht mehr betreiben. Ja, man kann mit Adaptern arbeiten, aber das ist alles auch nix rechtes, und selbst wenn alles läuft: man ist recht unflexibel.

Zum Glück ist die Retro-Szene aber sehr erfinderisch, und man es gibt viele Infos und Anleitungen wie man die Probleme umschiffen kann, und mit einem einzigen Computer quasi den gesamten Bereich vom 386er bis zum späten Pentium II abdecken kann. Leider ist die Zeit in der man richtige Schnäppchen machen kann auch schon wieder vorbei, aber mit dem ein oder anderen Kompromiss kommt man trotzdem noch gut und günstig durch.

Also, was hab ich für Komponenten verwendet, und vor allem: warum?

 

Mainboard/Prozessor/Arbeitsspeicher


Das Herz des ganzen Projektes. Die groben Rahmenbedingungen waren zunächst: Das Mainboard sollte im ATX Format sein, damit es in aktuelle Gehäuse und an aktuelle Netzteile passt, und es mussten minimum 2 ISA Slots für die beiden Soundkarten vorhanden sein. Ja, zwei Soundkarten. Die Erklärung folgt noch 🙂

Dazu dann ein Prozessor, der einen freien Multiplikator für den Takt hat. Die Platine liefert einen Basistakt von (in diesem Fall) 66 MHz, und der Prozessor multipliziert diesen dann um auf seine nominelle Geschwindigkeit zu kommen (in diesem Fall 300 MHz). Durch den freien Multiplikator kann man dann den Prozessor sowohl untertakten als auch übertakten, ohne das die Systemstabilität der restlichen Komponenten gefährdet ist. Würde man einfach den Basistakt verändern würde das auch wirken, aber alle Erweiterungskarten oder Komponenten auf dem Mainboard würden weit ausserhalb ihrer Spezifikation betrieben. Gerade Grafikkarten nehmen einem das durchaus übel. Daher bleiben wir in diesem Fall dabei einfach den Multiplikator zu verändern, was dann bei diesem Prozessor für 133 MHz (2x) bis 300 (4,5x) führt. Mehr Takt ginge auch, aber für einen DOS Retro Computer geht es eher um die andere Richtung. Das Verändern des Multiplikators geht bei einigen Mainboards über das Bios, bei anderen (wie meinem) über Jumper. Das gleiche gilt für das Verändern des Basistakts (Frontside Bus).

Bei den Prozessoren wäre man mit einem AMD K6-3 Plus am flexibelsten, allerdings waren die schon immer recht selten, und der Markt ist mittlerweile komplett leergefegt. Daher bin ich auf die zweitbeste Variante, den Intel Pentium II, ausgewichen. Den gibt es in zwei verschiedenen Baureihen, die erste, genannt „Klamath“, und die zweite mit dem Namen „Deschutes“. Diese beiden Baureihen unterscheiden sich hauptsächlich in der Herstellungstechnologie (der Deschutes ist neuer, verwendet eine kleinere Strukturbreite und ist dadurch sparsamer und kühler), der Geschwindigkeit (der Deschutes beginnt dort wo der Klamath aufhört, bei 300MHz) und bei dem freien Multiplikator – der Klamath ist immer „unlocked“, kann also wie oben beschrieben unter- oder übertaktet werden, der Deschutes ist (bis auf ganz frühe Modelle) immer „gelockt“ und damit für meinen Einsatzzweck nicht brauchbar. Der Prozessor selbst sitzt nicht direkt auf einem Sockel auf dem Board wie heutzutage üblich, sondern auf einer kleinen Extra-Platine samt eigenem Gehäuse in einer Slot-1 genannten Fassung. Daher kann man den Prozessor auch schnell mit einem Griff wechseln. Der originale Lüfter auf dem Prozessor hatte es aber schon hinter sich, aber er konnte problemlos gegen ein aktuelles Modell getauscht werden – es passte in dem Fall jeder handelsübliche Lüfter mit 50mm Rahmenbreite und dreipoligem Anschluss. Ich habe mich an der Stelle für das Modell XS1 des Herstellers Noiseblocker entschieden, der mit etwas über 16 dB bei voller Drehzahl sehr leise ist.

Das Mainboard ist ein Asus P2B, ein Klassiker und eines der besten Boards dieser Zeit. Das Board gibt es in einigen Varianten, mit SCSI Controller, als Dual-Prozessor, oder auch in der einfachen Variante wie hier. Der Nachfolger, das P3B-F, bietet als einzigen nennenswerten Fortschritt die Verstellbarkeit von FSB und Multiplikator aus dem Bios heraus, ist daher aber auch gefragter und entsprechend teurer. Der Intel 440BX Chipsatz ist extrem stabil und ausgereift, man will nichts anderes haben. Er unterstützt von Haus aus einen FSB von 66 und 100 MHz sowie etlicher Zwischenschritte. Ein Dual IDE und Floppy Controller ist mit an Board, AGP 2x für Grafikkarten, sowie genug PCI und ISA Slots. Bei der Board-Revision die ich auf eBay erstanden habe ist auch ein guter Spannungsregler verbaut, der auch für die letzten Pentium III Prozessoren die richtigen Spannungen erzeugen kann. Somit kann durch einen einfachen Prozessor-Tausch bis auf über ein 1GHz kommen, und dann deckt man wirklich einen sehr großen Bereich ab. Das war auch mein ursprünglicher Plan, wenn es nicht mehr um DOS sondern um Windows 98 geht, aber dazu später mehr.

Wenn die minimalen 133 MHz immer noch zu schnell sind (Wing Commander I ist da ein klassisches Beispiel), dann kann man über das BIOS zusätzlich noch den Level 1 und Level 2 Cache des Prozessors abschalten. Auch ohne bisher konkrete Benchmarks gefahren zu haben merkt man: ohne die beiden Caches geht nicht mehr viel. Mal schauen wie langsam die Kiste dann effektiv so wird, und ob es für empfindliche Programme ausreichend träge wird.

Der Arbeitsspeicher ist hingegen eher unspannend. Unter DOS ist quasi alles was man auf das Board stecken kann weit mehr als ausreichend, und Windows 98 SE als zweites geplantes System fällt um wenn es mehr als 512 MB sieht. Ja, auch da gibts inoffizielle Mittel und Wege das Limit zu umgehen, aber aus damaliger Zeit waren schon 512 MB so extrem und utopisch viel Speicher das es gar keinen Sinn macht mehr zu verbauen. Von daher sind es einfach 2 Module mit je 256 MB geworden, PC133er SD-Ram mit CL2.

 

Soundkarte 1: Creative Labs Soundblaster 16 mit Terratec Wavetable-Board


Ein Klassiker, und eine von vier Soundkarten die ich aus der „guten alten Zeit“ behalten und nicht verkauft oder entsorgt hatte. Zum Glück, denn auch wenn die Soundblaster-Karten dieser Generation noch gut erhältlich sind und „nur“ um die 50 EUR kosten, das Wavetable-Board was darauf steckt tendiert dann zum doppelten oder dreifachen Preis.

Im Detail handelt es sich um eine Soundblaster 16 ASP, Modell 2230. Diese hat, neben den Soundfunktionen und dem Gameport, auch noch Anschlüsse für ein CD-Laufwerk. Das war damals nicht unüblich, viele Soundkarten hatten entsprechende Anschlüsse für die frühen CD-ROM Laufwerke, bis sich dann IDE Laufwerke durchgesetzt haben. Die Soundblaster 16 ist der Nachfolger der Soundblaster Pro, und unterstützt weiterhin die FM-Synthese mit dem OPL3 Chip – im Original, und kein mehr oder weniger kompatibler Nachbau. Durch die hohe Verbreitung der Soundblaster 16 wurde sie zum De-Facto-Standard, und ist sicher eine, wenn nicht die am breitesten unterstützten Soundkarten aus der DOS-Ära.

Mit dem Wavetable-Board, in diesem Fall ein Terratec GMW-1000, wird sie dann auch zu einem vollwertigen General Midi Gerät, was bei entsprechender Unterstützung durch Spiele zu einem grandiosen Klangerlebnis führt, was weit über der FM-Synthese liegt. Für die jüngeren Leser: MP3 gab es damals noch nicht, und komplett digitalisierte Lieder sprangen einfach jeglichen Rahmen, die waren für damalige Verhältnisse viel zu groß. Diese Wavetable-Boards gab es von vielen Herstellern, die sich klanglich mehr oder weniger subtil unterscheiden. Auch wenn das Terratec Board nicht mit den absoluten Spitzenmodellen von Roland mithalten kann, so ist es doch eines der besten Module die man damals kaufen konnte.

Alles in allem eine perfekte Basis für einen DOS Retro-PC, die von Adlib, FM Synthese, über Kompatibilität zu den frühesten Soundblaster / Soundblaster Pro Modellen bis hin zu 16 Bit Stereosound, CD-Audio und FM Synthese alles abdeckt was man sich wünschen kann.

 

Soundkarte 2: Gravis Ultrasound


Hier kommen wir dann zu einer Legende unter den Soundkarten. PC-Besitzer haben immer sehr neidisch in Richtung des Commodore Amigas geschaut, der im Bereich Sound weit überlegen war. Die Möglichkeit mehrere digitale Kanäle in Hardware zu mischen und mit Effekten zu versehen war etwas, was es in der PC-Welt schlicht nicht gab. Die oben genannten Wavetable-Boards waren zwar grundsätzlich dazu in der Lage, jedoch war das Sample-Set mit dem man arbeiten konnte fest durch die Boards vorgegeben. Erst die Gravis Ultrasound mit ihrem bis zu einem Megabyte großen Speicher (oben links im Bild) machte es auf dem PC möglich beliebige Samples zu mischen, und mit bis zu 32 Mono oder 16 Stereospuren zu mischen. Bei bis zu 14 gleichzeitigen Spuren funktionierte das ganze noch in CD-Qualität, danach sank die mögliche Sample-Rate deutlich ab.

So fortschrittlich und genial wie die Karte war blieb sie doch eher ein Exot. Die Demo-Scene liebte sie, und entsprechend begehrt war sie dort, da sie beeindruckenden Sound ermöglichte ohne den Prozessor so stark zu belasten wie eine Soundblaster-Karte. Auch Spiele der 90er Jahre hatten eine erstaunlich breite Unterstützung, aber am Ende scheiterte die Karte und ihre Nachfolger an der zunächst fehlenden und später eher schlecht als recht nachgerüsteten Soundblaster-Kompatibilität. Gegen Creative Labs war damals in der breiten Masse kein Kraut gewachsen wie es scheint. Ich kenne niemanden der eine GUS ohne eine parallel installierte Soundblaster-Karte betrieben hat, und es waren wohl recht wenig Menschen bereit Geld für zwei Soundkarten auszugeben.

Meine Gravis Ultrasound war damals  ein Geschenk des Herstellers, der recht spendabel die Demo-Scene mit Karten versorgt hat, um entsprechend einen Werbeeffekt zu generieren. Wikipedia spricht von etwa 6.000 Karten die damals verteilt wurden. Wir wurden damals auf der Assembly 93 in Helsinki nur gefragt „wieviele braucht ihr?“ und schon hatten wir einen Stapel der Karten in den Fingern. Nur den Speicher mussten wir selbst aufrüsten, ab Werk waren nur 512 KByte montiert. Aber zum Glück konnte man alte Grafikkarten plündern, und schon hatte man das volle Megabyte für Samples zur Verfügung.

Mittlerweile sind die Karten eine Legende, und eher selten zu bekommen. Das äussert sich auch direkt im Preis, auf eBay sind über 300 EUR jetzt keine Seltenheit. Gut das ich die Karte nie entsorgt habe!

 

Grafikkarte 1: ELSA Gladiac 511 AGP


Die Auswahl der passenden Grafikkarte hat etwas Zeit gekostet. Dank eines Angebotes „über 40 Sound- und Grafikkarten für 40 EUR“ auf eBay Kleinanzeigen hatte ich schlagartig eine große Auswahl. Von simplen ATI Rage 128 Karten bis zu extrem seltenen Karten wie einer GeForce4 Ti 4200 oder gar einer 4600 war alles dabei, und zu meiner großen Freude war in dem Haufen auch nur eine einzige defekte Karte dabei, alle anderen funktionierten nach gründlicher Reinigung mit Isopropanol einwandfrei. Ich war daher dann auf der Suche nach einer Grafikkarte die sowohl unter DOS gut funktioniert, also guten VESA Support hat, mit den exotischsten Demos oder Spielen klar kommt, aber auch schon eine 3D Karte ist die unter WIndows 98 SE Spaß macht. Nach vielen Tests und Benchmark-Durchläufen stellte sich eine GeForce 2 MX 400 mit AGP Schnittstelle und 64 MB Speicher als ideal heraus. Bei langsameren Karten brach die 3D Leistung ein, bei schnelleren Karten stieg sie in den Benchmarks nicht weiter – da war dann also der Pentium II die Bremse. Dazu war die DOS Kompatibilität sehr gut, und die Karte ist auch noch passiv betrieben: keine Lüfterprobleme, leiser gehts nicht.

 

Grafikkarte 2: Diamond Monster 3dfx Voodoo


Erst zwei Soundkarten, dann jetzt zwei Grafikkarten, da fragt sich der eine oder andere sicher schon „gehts dem noch gut?“ – und die Antwort ist: aber sicher gehts mir gut, damals hatten wir ja nichts. Ok, nichts ausser halt zwei Sound- und zwei Grafikkarten in einem Rechner. Und dabei sprechen wir nicht mal von SLI oder anderen neumodischen Zeugs. Es begab sich in grauer Vorzeit, das Grafikkarten nur 2D Beschleunigungsfunktionen hatten, und in noch grauerer Vorzeit gab es nicht mal das.

Die ersten 3D Spiele liefen daher auch komplett in Software, was zu den ersten Pseudo-3D Spielen wie die Shooter von ID Software führte, und später zu Spielen wie Wing Commander III, die „echte“ 3D Grafiken hatten, aber auch nur in Software. Lustigerer Nebeneffekt ist das solche Spiele schlechter gealtert sind als ihre Vorgänger, hier als Beispiel Wing Commander I und II, die ich heute weitaus attraktiver finde als die folgenden Teile.

Mitte der 90er Jahre kam dann die erste für Normalsterbliche erhältliche (und bezahlbare) 3D Grafikkarte auf den Markt. Etwas unpraktisch war das sie nur 3D Grafik darstellen konnte, also z.B. an der Windows-Oberfläche oder auch nur einem popeligen DOS Textbildschirm gescheitert ist. Das führte zu der im Nachhinein etwas abenteuerlichen Konstruktion, das man eine „normale“ Grafikkarte für DOS und Windows im Rechner hatte, deren Signal dann über ein kurzes VGA Kabel in die Voodoo Karte geleitet wurde, und von dort aus ging es in Richtung Monitor. Wenn ein Spiel jetzt in den 3D Modus geschaltet hat übernahm die Voodoo Karte das Kommando und schickte ihr eigenes Bildsignal zum Monitor. Die Darstellungsqualität des Windows-Desktops war dadurch etwas reduziert, aber wir hatten ja nichts anderes!

Durch einen glücklichen Zufall fiel mir bei einem der eBay-Käufe eine Voodoo 3 Karte für 0 Euro in die Hände. Das war zwar nicht die erste Karte von 3dfx, die sowohl 2D als auch 3D darstellen konnte, es gab schon die Voodoo Rush und die Banshee, die jedoch parallel zu den entsprechenden „3D only“ Karten angeboten wurden und teils auch leistungsmäßig schwächer waren als die „dedizierten“ 3D Karten. Die Voodoo 3 ist leistungsmäßig weitaus stärker war als die Voodoo 1 und oder eine einzelne 2 Karte. Dummerweise scheiterte die bei mir beim Thema DOS Kompatibilität, und ist daher dann direkt wieder verkauft worden.

Die Diamond Monster darf bleiben, auch wenn es eher nostalgische Gründe als wirkliche Anwendung hat.

Und weil sich rausgestellt hat das die Voodoo Karten allgemein eher kleine Hitzköpfe sind, habe ich den für die Voodoo 3 gebauten Lüfter mit seiner PCI-Slot-Halterung dann einfach trotzdem verwendet, damit wird jetzt dem kleinen Monster Luft zugefächelt.

 

DVD- und Diskettenlaufwerk


Hier war die Wahl der Komponenten dann eher einfach und schnell erledigt. Meine einzigen Vorgaben waren: schwarze Front bei den Laufwerken, und das DVD Laufwerk sollte eine IDE Schnittstelle haben und (ganz wichtig für damalige Spiele) einen analogen Audioausgang der an die Soundblaster-Karte passte. Viele DOS Spiele aus der Zeit spielten Ton von einer Audio-CD ab, der dann über diese Schnittstelle in die Soundkarte eingespielt wurde. Das es auch ein Brenner ist – geschenkt, ich denke das ich auf dem Rechner keine CDs brennen werde.

Das Diskettenlaufwerk ist ein klassisches 3.5″ Laufwerk, nichts besonderes. Auf den Einsatz von Floppy-Emulatoren, die Diskettenimages von USB Sticks laden, habe ich bewusst verzichtet.

 

Festplatte


Hier wurde es spannend, und ich habe mehrere Versuche gebraucht bis ich bei der finalen Lösung angekommen war. Auf alte IDE Festplatten wollte ich mich nicht wirklich einlassen – langsam, laut, alt. Unter DOS ginge es vielleicht noch, aber es sollte ja auch Windows 98 SE auf dem Rechner laufen. Dazu kommt das gerade DOS mit größeren Platten nichts anfangen kann: bei 8 Gigabyte, aufgeteilt in 4 Partitionen, ist Schluss. Also habe ich mich nach Alternativen umgeschaut, und bin zunächst bei einem CF-auf-IDE Adapter gelandet. Für DOS eine feine Sache, aber die Warnungen bei Phil im Videokanal oder auf diversen Webseiten waren berechtigt: CF Karten, auch schnelle, sind für kleine, zufällig verteilte Zugriffe wie Windows sie macht nicht geeignet und werden extrem langsam. Dazu kommt: Karten über 16 oder gar 32 GB werden exorbitant teuer, das ist keine Massenware mehr sondern spezielle Hardware für einen immer kleiner werdenden Teil von Profi-Fotografen.

Andererseits fand ich den Ansatz mit Speicherkarten als Wechseldatenträger sehr praktisch: der CF-auf-IDE Adapter wurde mit einer Frontblende für einen 3,5″ Einbauschacht geliefert, man konnte die Karten also bequem von vorn erreichen und wechseln. DOS und Windows 98 SE auf einem Rechner? Kein Problem, nur grad die Speicherkarte austauschen. Daten auf den Retro-PC bekommen oder wieder runter? Einfach die Speicherkarte in einen modernen Rechner stecken und Daten verschieben. Gerade für die DOS Installation extrem praktisch, da waren Netzwerk oder USB Datenträger im besten Fall schwierig, wenn nicht gar unmöglich.

Die Lösung war letztendlich ein SD-auf-IDE Adapter. SD-Karten gibts ja wie Sand am Meer an jeder Ecke, auch in performanten Versionen. Gerade Android Handys oder Einplatinen-Computer wie der Raspberry Pi haben offenbar dafür gesorgt, das es auch SD-Karten gibt die mit kleinen Zugriffsmustern gut zurecht kommen, und damit ideal für Windows 98 SE sind. Die Anforderungen von DOS werden allemal erfüllt. Die Adapter haben nur zwei kleine Nachteile: zum einen haben sie keine Einstellmöglichkeit für Master oder Slave, sollten also alleine an einem IDE Kanal betrieben werden. Das war für mich aber kein Problem, das Mainboard hat ja zwei IDE Kanäle, und so kam das DVD Laufwerk halt an den zweiten. Der andere Nachteil: die nackte Platine baumelt unschön im Gehäuse, bei den Adaptern wird weder eine Halterung per Slotblende noch als 3,5″ Laufwerk mitgeliefert. Aber: wozu hat man einen 3D Drucker? Thingiverse hat da was im Angebot. Es gibt auch Varianten für Slotblenden, ich bevorzugte aber die Variante als „Laufwerk“.

Mit etwas Geschick habe ich mir dann eine Variante konstruiert, die direkt in einen 5,25 Zoll Einbauplatz passt, und auch noch eine Aussparung für die HDD-LED sowie eine Halterung für mehrere SD Karten hat. Die Druckzeit von etwa 11 Stunden war es wert!

 

Netzwerkkarte


Eine Netzwerkkarte sollte der Rechner auch bekommen. Für DOS eher unnötig, aber zum einen wollte ich die Option „Boot aus dem Netzwerk“ haben, um mal eben schnell Acronis zur Datensicherung oder ein Live-Linux starten zu können, zum anderen stand ja auch noch Windows 98 SE im Raum. Und wenn man an Netzwerkkarten aus der Zeit denkt landet man im Grunde ohne Umwege sofort bei den 3com Karten, genauer gesagt eine 3com 3C905C-TX-M. Damals quasi der Marktführer, Intel begann da erst langsam Fuß zu fassen. Und Realtek war damals wirklich noch „Real Dreck“, die wollte man tunlichst vermeiden. Heutzutage sind sie zwar oft „gut genug“, aber damals eher nicht.

Hier bin ich dann für kleines Geld bei eBay fündig geworden, die Marktlage ist sehr gut für Käufer. Der Rechner hat damit eine Netzwerk-Boot-fähige 10/100 Mbit Karte, was für die Anforderungen an das System locker ausreicht. Auch wenn ich bei dem Rechner ja oft von der „reinen“ Retro-Lehre abweiche – Gigabit wäre dann doch eine Verschwendung gewesen, und ob es da Treiber für Windows 98 SE gegeben hätte?

 

Netzteil


Das Thema Netzteil wurde auch spannender als gedacht. Mein Plan war eigentlich ein vorhandenes Netzteil aus der Bastelkiste zu nehmen, was aber nicht ganz funktionierte. Beim Thema Netzteil muss man mindestens 2, je nach Gehäuse auch 3 Dinge beachten. Das erste ist: ATX Netzteile erzeugen seit geraumer Zeit, etwa seit der Pentium IV Ära, keine -0,5V Versorgungsspannung mehr. Die war für den ISA Bus älterer Mainboards noch spezifiziert, für AGP, PCI oder gar PCIe nicht mehr, und ist damit ersatzlos gestrichen worden. Einige ISA Karten, insbesondere frühe Soundkarten, benötigen diese Spannung jedoch, was mich in leichte Panik versetzt hat.

Es stellten sich dann aber 2 Dinge raus: zum einen gibt es eine Lösung für das Problem, Phil hat eine kleine Platine entwickelt die -0.5V erzeugt und auf den ISA Bus legt. Zum anderen benötigen meine ISA Karten das Signal gar nicht erst, ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht.

Das zweite Problem beim Thema Netzteil: CPUs vor der Pentium IV / Athlon XP Generation wurden aus der 5V Leitung des Netzteils versorgt. Danach verlagerte sich das auf die 12V Leitung, aus die neuere Prozessoren und insbesondere auch Grafikkarten versorgt werden. Wo bei früheren ATX Netzteilen die 5V Leitung stark dimensioniert war, und 12V eher Beiwerk, ist es seit gut 15 Jahren oder mehr umgekehrt. Man kann sich also nicht blind auf die Gesamtleistung des Netzteils verlassen: wenn bei einem 400W Netzteil nahezu alles auf den 12V Strang entfällt kann man das Netzteil für einen Retro-PC kaum gebrauchen. Von daher: Datenblätter studieren, auf der 5V Leitung sollten es dann 20 Ampere sein, oder besser noch 25. Dann hat man zwar ein 450 oder 500 Watt Netzteil im Rechner, und ist vermutlich höchst ineffizient unterwegs, dafür hat man ein stabiles System.

Das letzte Stolpersteinchen ist dann noch die Länge der Anschlusskabel. Während die Kabel für die Laufwerke lang genug sind um auch bei einem am Gehäuseboden montierten Netzteil noch an alle denkbaren Montagepunkte zu kommen so sieht es bei dem Kabel fürs Mainboard anders aus. Moderne Mainboards haben ihren ATX Stromstecker in der Regel an der rechten Außenkante (ich definiere die linke Außenkante als die Anschlussseite, also wo das IO Panel und die Steckkarten sind). So ist das Kabel dimensioniert: vom Gehäuseboden bis an diese Mainboard-Kante. Die Mainboards der Pentium II oder III Generation haben ihren ATX Stromanschluss jedoch an der oberen Seite, und dann wird es sehr knapp. Ich habe nur ein Netzteil gefunden was sowohl mindestens 20 Ampere auf der 5V Leitung hat, als auch ein Mainboard-Kabel mit mindestens 55 Zentimetern Länge: das EVGA 450 BR.

Falls man ein Gehäuse verwendet welches das Netzteil nicht am Gehäuseboden sondern oben verbaut hat gibts mehr Auswahl, dann kann man sich rein auf die 5V Leitung konzentrieren.

 

Gehäuse


Das Gehäuse kam aus dem Bestand, zum Glück hatte ich noch ein Sharkoon T9 Economy eingelagert. Das Gehäuse zeichnet sich durch eine enorm praktische Aufteilung und viel Platz aus, und man kann bis zu 9 (in Worten: NEUN) externe Laufwerke verbauen. Ganz so viel brauchte ich zwar nicht, aber mit Diskettenlaufwerk, DVD-Brenner, dem SD-IDE-Adapter und einer kleinen Spezialanfertigung mussten es schon 4 Laufwerksschächte sein. Somit war genug Platz für alle Komponenten und Belüftung gesichert. Die Belüftung übernehmen insgesamt 3 12V Lüfter, die auf 5V gedrosselt wurden. Durch die Drosselung sind auch die 08/15 Lüfter, die ich aus einem anderen Gehäuse ausgebaut habe, so leise das man keine Markenprodukte dazu kaufen muss.

Da ich nicht für jedes Ändern des Multiplikators das Gehäuse öffnen wollte musste ich mir etwas einfallen lassen, aufmerksame Beobachter haben im Bild oben ja sicher schon die vier Kippschalter bemerkt. Durch eine kurze Analyse der Multiplikator-Settings wurde schnell klar wie man die auch von aussen bedienen kann: mit dreipoligen Schaltern, welche die Funktion der Jumper-Stecker übernehmen. Mit langen Jumperkabeln habe ich die vom Mainboard weg und hin zu den Laufwerksschächten geführt, mit dem 3D Drucker eine Halterung für die 4 Schalter gedruckt, das ganze dann zusammengesteckt und gelötet, und schon konnte ich den CPU Takt von aussen steuern. Die Schalter sind schwergängig genug das man sie nicht versehentlich im Betrieb umstellt – ich habe keine Ahnung was dann genau passieren würde. Als kleine Gedächtnisstütze stehen die relevanten Schalterstellungen/CPU Geschwindigkeiten unter den Schaltern aufgedruckt.

Über den Schaltern ist noch mal schön die Halterung für SD Karten, den SD-IDE Adapter und die blaue HDD LED zu sehen.

 

Kabel und Kleinkrams


Es waren natürlich noch diverse Kleinteile und Kabel nötig, das ganze sollte ja auch von innen schick aussehen. Man sagt mir nicht umsonst einen gewissen Kabelverlegefetisch nach, sei es bei der Heimkino-Anlage, großen oder kleinen Rechenzentren, meinem Arbeitszimmer oder halt auch im inneren selbst zusammengebauter Rechner. Es soll halt alles das Auge erfreuen, und auch nicht den Luftfluss behindern.

Gerade die alten IDE Flachbandkabel waren da schon immer eine Herausforderung, aber ich denke es ist mir ganz gut gelungen die ordentlich zu verlegen. Ich habe daher auf eBay das ein oder andere neuwertige schwarze Flachbandkabel erstanden, abgenudelte graue Kabel kamen für mich nicht in Frage, und Rundkabel waren eh schon immer eine eher unpraktische Abzocke.

Ansonsten habe ich auf jedes Detail geachtet, selbst die Blende fürs IO-Panel des Mainboards habe ich nachgekauft, damit es schön aussieht!

 

Das Gesamtkunstwerk 🙂


Da steht er nun, der Rechner, in voller Pracht. Äußerlich hat er nichts mit den vergilbten beigen Kisten der 80er und 90er zu tun, sondern kommt in modernem Schwarz daher. Ein bisschen haben sich die Geschmäcker ja schon verändert, und mein 96er PC mit seinem beigen Gehäuse und blauen Akzenten wäre heute dann schon sehr fragwürdig. Es kommt schließlich auch auf die inneren Werte an, und niemand sagt das Retro-Computer nicht auch schick aussehen dürfen!

Auf der Rückseite dann links die schon erwähnte Abdeckung des IO-Panels. Es ist echt erstaunlich das die bei fast allen Mainboards auf dem Gebrauchtmarkt fehlt, die wurden wohl einfach mit den Gehäusen entsorgt. Danach folgen dann die Steckkarten: Grafikkarte, mit dem Loop-Kabel dann zu der Voodoo 3D Karte verbunden, gefolgt von der Lüfter-Halterung – der Slot ist also nicht offen sondern einfach nur mit der schwarzen Kunststoffhalterung belegt. Dann kommen die Netzwerkkarte, sowie die Soundblaster und die Gravis Ultrasound. Bei den Soundkarten habe ich die Anschlüsse noch beschriftet, damit man sofort weiss was wo angeschlossen werden muss. Der Ausgang der Gravis Ultrasound hängt am Line-In der Soundblaster, so das nur ein Kabel zu den Aktivboxen benötigt wird. Hier ist übrigens noch ein gutes altes Cambridge Soundworks Digital 2.1 im Einsatz, aus der Zeit bevor Creative Labs die Bude übernommen und ruiniert hat. Auch schon etwa 20 Jahre alt, der richtige Retro-Sound ist also gesichert!

Hier ein Blick auf das Innenleben. Im Bereich der Steckkarten wird es ganz schön eng, weswegen auch ein Lüfter von der Gehäusewand aus dort für etwas Frischluft sorgt, zusätzlich zum dem Lüfter vor der Voodoo Grafikkarte. Die Abwärme des Prozessors wird durch den hinteren Geäuselüfter direkt nach draußen befördert, und an der Gehäusefront wird zusätzlich Aussenluft angesaugt. Auch gut in der Bildmitte zu sehen sind die grün-rot-schwarzen Kabel für die Schalter des CPU Multiplikators.

Ein Blick auf die IDE- und Floppy-Kabel zeigt. Auch hier kann man ordentlich arbeiten! Es geht wirklich nichts über eine saubere Verkabelung eines Rechners.

Das ganze zieht sich auch bis zur Rückseite durch. Gehäuse ohne Platz für gescheites Kabel-Management kommen mir nicht mehr ins Haus. Und auch dann werden die Kabel nicht einfach zusammengequetscht sondern sauber verlegt und befestigt.

Damit sollte die Hardware und der Aufbau des „DOSBOX“ Retro-PCs ausführlich und abschließend dokumentiert sein denke ich 🙂

 

Weise Schlussworte!


Wer bis hierhin durchgehalten hat kann jetzt etwas nachvollziehen wie tief das Kaninchenloch war in das mich Toni gestoßen hat. Aber es war ein spannendes Projekt, was jetzt nach der Vollendung der Hardware-Bastelei gerade erst richtig los geht. Alte Demos, alte Spiele ausgraben, vielleicht mal wieder Windows 3.11 installieren – just for fun. Ich hätte nicht gedacht das es schon so viel Text alleine über die Hardware werden würde, ich habe ja bisher kaum ein Wort über die Software verloren, wie es ist in 2021 noch mal mit MS DOS zu arbeiten. Das wird dann was für einen weiteren Beitrag, bei Gelegenheit.

Und weil sich rausgestellt hat das der Rechner zwar für DOS gut geeignet ist, so ist er doch für die geplante „Zweitverwertung“ Windows 98 SE Spiele laufen zu lassen etwas schwach auf der Brust. Hier wäre das ein oder andere Megaherz mehr CPU Takt sehr nützlich, was dann dazu geführt hat das ich weitere Retro-Projekte angefangen habe. Aktuell sind weitere Rechner im Bau, einmal ein „Highend“ Windows 98 SE Rechner, und eine Windows XP Maschine. Ich werde berichten!

Wenn auch die Installationen vollendet sind habe ich langsam genug Rechner für eine kleine LAN Party zusammen, und dann hebe ich das ganze Thema auf ein ganz neues Level. Unreal Tournament 2004 anyone? 🙂

2 Gedanken zu „Blast from the Past!

  1. Zockito ergo sum Antworten

    UT99 zockt die Altherrenriege noch immer – aber nicht auf Retro-HW, sondern in 4k 🙂

  2. Pingback: Blast from the Past – Update 1 – 1.21 Gigawatt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert