oder: warum in die Ferne schweifen?
Erstmal das wichtigste vorweg: Ja, Glashaus. Ich kaufe auch (zu oft) bei den großen Internetversendern. Aber wenn es möglich ist kaufe ich lokal, auch wenn es manchmal etwas teurer ist. Baby Steps.
Aber worum geht es konkret? Heute morgen sprudelte mir ein Video von Nino in meine Twitter-Timeline, mit dem Thema „wie bekomme ich einen Ioniq schnell und ohne 12 Monate zu warten“.
In der Industrie bzw. im Mittelstand gibt es den Begriff der „Hidden Champions“. Damit bezeichnet man Betriebe die erstaunliches leisten, aber nicht besonders im Rampenlicht stehen und daher eher unterm Radar fliegen. Ich war zum Beispiel sehr überrascht als ich lernte das in meinem Heimatort im Sauerland eine Firma sitzt die elementare Teile fürs Space Shuttle produzierte, oder für Formel 1 Rennwagen. Oder das zwei Orte weiter einer der weltweit renommiertesten Hersteller von hochwertigen Lautsprechern sitzt.
Genau das gleiche gibt es auch bei den Autohändlern. Ich hatte zum Beispiel auch Kontakt zum Autohaus Sangl, und war kurz davor meinen Ioniq dort zu kaufen, mit 5 Wochen Wartezeit. Durch reinen Zufall sind wir dann aber über Mund-zu-Mund-Propaganda auf ein Autohaus in nur 150km Entfernung gestoßen, wo es mehrere Ioniq Premium als Neuwagen, nicht zugelassen, fix und fertig zum mitnehmen gab. Und das war aus Sicht des Händlers kein Zufall. Dort stehen auch 2 50kW Tripple-Charger vor der Tür – so einen Invest macht man nicht wenn man noch in der Verbrennerwelt festhängt.
Auch in Paderborn gibts nen Händler bei dem es seit einigen Wochen einen Kona Premium als Elektrovariante zum Ausprobieren gibt:
Und auch dort gibt es immer mal wieder kurzfristig verfügbare Ioniqs. Und das Thema ist nicht nur auf Hyundai begrenzt. Ein Kollege vom Essener Stammtisch konnte beispielsweise seinen e-Golf nach wenigen Tagen in Besitz nehmen.
Ja, es gibt viele Händler die das Thema verschlafen oder sogar aktiv verhindern wollen. Und ja, Händler die dem Thema Elektromobilität offen gegenüberstehen sollte man fördern. Was man jedoch nicht tun sollte ist das Bild zu verbreiten es gäbe nur „den einen“ Händler. Das führt bei den anderen Händlern nur zu Frust – warum sich mit dem Thema beschäftigen, der Aufwand ist hoch, die Stückzahl noch gering, und am Ende kaufen eh alle beim anderen Händlern. Auch gegenüber dem Hersteller ist es besser das Bild einer breiten Nachfrage zu verbreiten. Hier muss man auch den Jürgen Sangl positiv hervorheben: er freut sich über jeden verkaufen Elektro-Hyundai, und rät durchaus auch bei andern Händlern zu bestellen, hauptsache es kommen möglichst viele Bestellungen bei Hyundai Deutschland an.
Auch für den lokalen Händler ist es wichtig auch Elektroautos zu verkaufen. Nur dann wird er auch in Schulungen, die Werkstatt, Ladeinfrastruktur und Probewagen investieren. Und ihr wollt ja sicher auch nicht für jede Inspektion, oder jede andere Kleinigkeit hunderte von Kilometern fahren müssen.
Aus diesem Grund kaufe ich gerne lokal, und nehme dafür auch einen gewissen Mehrpreis hin. Geld was ich lokal bei kleinen Geschäften lasse bleibt ja in der Regel auch in der Gegend, sichert lokale Arbeitsplätze und damit lokale Kaufkraft von der dann hoffentlich alle profitieren. Das letzte iPhone? Am Launch-Day bei einem kleinen lokalen Händler gekauft. Der Fernseher im Wohnzimmer? Mit Top Service bei einem anderen lokalen Händler. Der e-Golf? Hier am Ort. Der Ioniq? Auch noch in der „Nachbarschaft“. Und das zu einem Kurs der sich vor den bekannten Konditionen im Süden nicht verstecken muss.
Warum bist du 150km gefahren und hast den Ioniq nicht lokal in deiner Stadt gekauft? 🙂
Ich kann den pauschalen Aufruf zur Unterstützung der lokalen Händler nicht teilen. Ich kaufe sehr gerne bei Amazon, manche Sachen wie Lebensmittel oder Hosen lieber lokal.
Mit der Romantik, der Einzelhandel muss für immer so bleiben wie er ist, kann ich nichts anfangen. Ich will es aber auch nicht schlecht reden. Wem das wichtig ist, feel free.
Ich glaube eher an die Schaffung von Mehrwerten, guten Kundenerfahrungen und Vernetzung. Sangl ist da ein positives Paradebeispiel. Amazon aber auch, das bietet mir so der Einzelhandel nicht und ich bin selbst beruflich abhängig davon, hoffe aber, dass mein Arbeitgeber die Kurve kriegt und sich entsprechend neu positioniert. Genau das erwarte ich aber auch von lokalen Autodealern oder TV Geschäften. Handel bedeutet Wandel und wir leben in einem globalen Zeitalter, wo Entfernung kaum noch eine Rolle spielt.
Zum Thema Clickbait: Ich mag es auch nicht wiklich, insbesondere wenn die Headline nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Daher versuche ich letzteres auch zu vermeiden. Aber die Headline entscheidet nun mal maßgeblich über den Erfolg eines Videos oder Artikels. Solange wir nicht mehrheitlich Romantiker haben, die auch auf langweilige Headlines klicken, haben Youtuber keine andere Wahl. Ich investiere nicht all meine Freizeit in die Videos, damit sie am Ende nicht möglichst oft geguckt werden.
…weil wir keinen Hyundai-Händler am Ort haben, wir wohnen auf dem flachen Land. Sangl wäre vier oder fünf mal so weit weg gewesen.
Das Problem wenn alle nur noch „global“ denken ist halt: wer sorgt dann noch für Arbeitsplätze in der Gegend? Und ohne Arbeitsplätze siehts halt schlecht aus, egal ob Land oder Stadt. Und ganz klar: wenn die Kundenerfahrung vor Ort mist ist, dann sieht der entsprechende Laden auch keinen Cent mehr von mir. Und ich bin auch nicht bereit jeden Aufpreis hinzunehmen – ein gewisser Aufpreis ist völlig ok, schließlich sind Personalkosten und Miete ja durchaus höher als im Versandhandel. Das Gesamtpaket muss halt passen.
Und die Entfernung spielt durchaus eine Rolle. Nicht beim Kauf – ein Produkt zur mir nach Hause zu liefern ist keine Kunst (auch wenn gerade viele Versandhändler abseits von Amazon daran scheitern). Aber die wenigsten Produkte laufen stressfrei über viele Jahre, da braucht es halt Support und im Falle der Autos halt auch regelmäßige Inspektionen. Und die habe ich lieber in der Nähe und nicht ne Tagesreise weit weg.